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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.444 mal aufgerufen
  
 Buchbesprechungen
Pavel Offline

Literaturmajor


Beiträge: 1.501

23.02.2013 19:53
AH über Wikipedia... Antworten

Zurzeit lese ich begeistert "Er ist wieder da".
Nachdem ich mehr oder wenig begeistert den "Vorgänger" gelesen, bin ich von diesem N1 Hit begeistert.
Zzt, bei der Hälfte angekommen ein kleines Schmankerl:

AH über Wikipedia:
Diese
wunderbare »Internetz« genannte Technologie hingegen bot schier
alles zu jeder Tages- und Nachtzeit. Man musste es nur in einem
Apparat namens »Google« suchen und das Ergebnis mit jenem
herrlichen Mausgerät berühren. Und nach kurzer Zeit stellte ich fest,
dass ich ohnehin immer bei derselben Adresse landete: einem
urgermanischen Nachschlagewerk namens Wikipedia, unschwer als
eine Wortschöpfung zu erkennen aus Enzyklopädie und dem
altgermanischen Forscherblut der Wikinger.
Das war ein Projekt, angesichts dessen mir fast die Tränen kamen.
Hier dachte tatsächlich einmal niemand an sich. In wahrhaftiger
Selbstaufgabe und Selbsthingabe trugen dort zahllose Menschen zum
Wohle der deutschen Nation allerlei Wissen zusammen, ohne einen
Pfennig dafür zu verlangen. Es war dies eine Art Winterhilfswerk des
Wissens, die zeigte, dass auch in Abwesenheit einer
nationalsozialistischen Partei das deutsche Volk instinktiv sich selbst
unterstützte. Man musste natürlich gewisse Abstriche machen, was
das Expertentum solcher uneigennütziger Volksgenossen anging.
So nahm ich, um nur ein Beispiel zu nennen, mit Erheiterung zur
Kenntnis, dass mein Vizekanzler von Papen 1932 behauptet hatte,
man würde mich nach meinem Machtantritt innerhalb von zwei
Monaten an die Wand gedrückt haben, dass ich quietschte. Man
konnte in diesem Internetz aber auch lesen, dass von Papen dasselbenicht in zwei, sondern in drei Monaten zu bewerkstelligen gedachte
oder auch in sechs Wochen. Des Öfteren gedachte er mich zudem nicht an die Wand zu drücken, sondern in die Ecke. Oder auch in die
Enge. Möglicherweise sollte ich auch nicht gedrückt werden, sondern
gequetscht, und das Ziel war denkbarer Weise auch kein Quietschen,
sondern ein Quieken. Letzten Endes musste der unbedarfte Leser
sich die Wahrheit wohl dahingehend zusammenreimen, dass von
Papen innerhalb eines Zeitraums zwischen sechs und zwölf Wochen
auf mich in irgendeiner Art und Weise zu drücken gedachte, bis ich
einen beliebigen hohen Ton von mir gäbe. Was letztlich den
tatsächlichen damaligen Absichten dieses selbst ernannten Strategen
immer noch erstaunlich nahe kam.


"Winterhilfswerk des Wissens" einfach Köstlich:).

Ausführliche Rezension coming soon.

Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.943

23.02.2013 21:06
#2 RE: AH über Wikipedia... Antworten

Ganz unrecht hat Internet-Guru AH nicht. Bloß haben die meisten Zeitgenossen (unsere, nicht seine) solch ein "Winterhilfswerk des Wissens" genauso nötig wie damals arme Ostfrontschweine Wollhandschuhe, Lodenmäntel und Pelzmützen.

Dass Zitate ungenau wiedergegeben werden, ist keine Erscheinung des Internets. Lange vor dessen Existenz geisterte z.B. durch die Welt, Churchill habe von "blood, sweat, and tears" gesprochen. Korrekt: "blood, toil, tears, and sweat". Das Netz bildet solcherlei Halbwissen doch nur ab - verbreitet es allerdings auch schnell unter denjenigen, die sich auf unseriöse Quellen verlassen.

Wikipedia dagegen ist seriös. Es gibt dort und in Wikiquotes nur ein und dieselbe Version des Papen-Zitats:

Zitat von http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_P...E2.80.931945.29
In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!

Ich frage mich immer wieder, warum du Wikipedia nicht magst. Schreiben dir da zu wenige Ex-Redakteure von 'Neues Deutschland' mit?

"Es würde mir nicht im Traum einfallen, einem Klub beizutreten,
der bereit wäre, jemanden wie mich als Mitglied aufzunehmen." - Groucho Marx

Pavel Offline

Literaturmajor


Beiträge: 1.501

28.02.2013 20:36
#3 RE: AH über Wikipedia... Antworten

"Er ist wieder da" hat gehalten, was an Vorschusslorbeeren vorausging.
Der Autor hat es geschafft einem bis zum Ende zu fesseln.
Die Dialoge und unendlich sich nicht erschöpfenden Monologe Hitlers bleiben über die volle Buchlänge lustig.
Es wird einem nie langweilig, da man ja immer wissen will, was nun dieser Adolf letztendlich erreicht.
Etwas befremdlich ist, das man sich immer wieder dabei ertappt, Sympathien mit diesem Hitler zu hegen.
Schlussendlich ein gelungenes Buch.

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