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Dieses Thema hat 29 Antworten
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 Historie und Politik
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Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

28.08.2018 13:55
Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

@Parabellum:

Was’n bei euch los? Ist es wirklich so schlimm mit der SA 2.0 oder wird das wieder nur von der “Lügenpresse” aufgebauscht?
Soll ich Asyl in Steinhagen für dich beantragen? Hier leben alle friedlich miteinander bzw. schlechtestenfalls nebeneinander her.

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

Pavel Offline

Literaturmajor


Beiträge: 1.501

28.08.2018 14:17
#2 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Heute 15 Uhr auch in Dresden.
Ich muss noch zur Bibo und genau mitten durch.
Rechts, manische Allmachtsfantasien und altdeutsches Liedgut.
Links die, wir vermieten unsere Bude über Airbnb an dahergelaufene Neuseeländer und erlauben uns Sprüchebänder „nicht meckern, arbeiten“ hochzuhalten und fühlen uns dabei besser als die anderen, Gutmenschen.

Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

28.08.2018 16:25
#3 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Hey @Pavel, hast du was gegen Neuseeländer? Rassist!

Nee, ich kann dich verstehen. Falls ich jemals mein Blog wiederbelebe, wird der erste Beitrag lauten:
„Von Bekloppten umzingelt!“

Aber warten wir erstmal auf die Schalte nach Karl-Chemnitz-Stadt ...

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

28.08.2018 17:05
#4 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Was soll ich sagen , ich sitze im Büro und versuche den Aufbau Ost zu forcieren, wenn ich nicht gerade in diesem Forum unterwegs und davon abgelenkt bin.
Chemnitz hat am Wochenende seine 875 Jahre mit einem dafür üblichen Stadtfest gefeiert. Die sächsische Radinfanterie war rein zufällig (ich meide solche Volksfeste!) am Sonntag kurz vor 17 Uhr am Nischel und hat sich nur über den Abbau der Schausteller gewundert, ohne zu diesem Zeitpunkt die Hintergründe dafür zu kennen. Eine überschaubare Anzahl an Sicherheitskräften war versammelt, aber nichts ungewöhnliches und aufregendes. Ich habe erst kurz danach von meiner Tochter, die ein sogenanntes HoliFestival im Rahmen des Stadtfestes besuchen wollte, erfahren, dass die Veranstaltung abgebrochen wurde. Sowohl meine Frau als auch meine Tochter erhielten später auf Ihren Smartphones zum Teil anonyme Sprachnachrichten, Videos und Aufforderungen sich an Demonstrationen im Stadtzentrum zu beteiligen. Die Nachrichten waren nicht eindeutig der linken oder rechten Szene zuordenbar, vielleicht auch wirklich gut gemeint - kannste nur ignorieren, wenn Du nicht eh schon einen Termin beim Zahnarzt oder Optiker auf Vorrat hast.
Die Nachrichten sind zwar nicht völlig widersprüchlich, aber in jedem Fall mit einer Portion Skepsis zu konsumieren. Bewegte Bilder kannst Du aktuell genügend bei YouTube anschauen https://www.youtube.com/results?search_query=chemnitz und Dir selbst ein Bild / eine Meinung machen.
Meiner Meinung nach waren wohl viele Nicht-Chemnitzer vor Ort. Ich sah auf einem Video ein Plakat einer Ostthüringer Gruppierung. Sieht nach Absprache über soziale Medien aus. Sowohl von Links als von Rechts. Die Polizei soll später Demonstranten-Gruppen zum Bahnhof und zu Parkplätzen geleitet haben - Krawall-Tourismus.
Mehr kann ich nicht anbieten. Es würde sonst in den Bereich der Spekulation / Fakenews fallen.



Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

30.08.2018 12:53
#5 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Bei den YouTube-Videos muss man aber extrem darauf achten, von welcher Seite sie kommen!
Aber es ehrt dich, dass du nicht auf den allgemeinen Hysteriezug mit Spekulationen und Fake News aufspringst.
Es gibt viel zu wenige, die einfach mal zugeben, dass sie nichts genaues wissen / sich (noch) keine Meinung gebildet haben.

Und nun zu etwas völlig anderem und einfacherem:
Warum heißt der Riesen-Quadrat-Schädel von Karl Chemnitz aus der Kulturepoche des Spätstalinismus im Volksmund ‘Nischel’?
Was heißt das auf Deutsch?

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

30.08.2018 13:42
#6 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Rayydar im Beitrag #5
Bei den YouTube-Videos muss man aber extrem darauf achten, von welcher Seite sie kommen!
Aber es ehrt dich, dass du nicht auf den allgemeinen Hysteriezug mit Spekulationen und Fake News aufspringst.
Es gibt viel zu wenige, die einfach mal zugeben, dass sie nichts genaues wissen / sich (noch) keine Meinung gebildet haben.
In Zeiten des gewachsenen Misstrauens in jegliche Art von Berichterstattung/Kommentierung, egal welches Medium, ist es schwierig sich kurzfristig eine fundierte eigene Meinung zu bilden.

Zitat von Rayydar im Beitrag #5
Und nun zu etwas völlig anderem und einfacherem:
Warum heißt der Riesen-Quadrat-Schädel von Karl Chemnitz aus der Kulturepoche des Spätstalinismus im Volksmund ‘Nischel’?
Was heißt das auf Deutsch?

Das ist schon Deutsch und Du hast es eigentlich selbst erklärt. Nischel ist der lokale Spitzname für das Denkmal und leitet sich aus der mitteldeutschen Bezeichnung für Kopf bzw. Schädel ab.
(Für Dich) fremdsprachig = sächsisch heißt es eigentlich dor Nischl (der Kopf).
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Marx-Monument



Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

30.08.2018 16:53
#7 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

web.de hat ein Interview veröffentlicht. Viele Feststellungen / Aussagen sind nicht von der Hand zu weisen.

Ein Interview von
Marie Illner
Aktualisiert am 30. August 2018, 14:46 Uhr
Die Menschenjagd in Chemnitz sorgt für eine bundesweite Debatte über Rechtsextremismus, Selbstjustiz, Hass und Demokratie. Dabei richtet sich der Blick immer wieder in den Osten. Rechtsextremismus-Experte Prof. Dr. Dierk Borstel erklärt, warum immer wieder Sachsen Schlagzeilen macht und warnt: "Wenn wir nicht massiv intervenieren, dann war das erst der Anfang".
Hat Sachsen ein strukturelles Problem mit Rechtsextremismus?


Prof. Dr. Dierk Borstel: Ja. In Sachsen gibt es gestandene rechtsextreme Strukturen, wozu Kameradschaften und Netzwerke zählen. Hinzukommen bürgerliche Formationen, die sich von der Mitte der Gesellschaft auf den Weg nach rechts außen gemacht haben. Diese beiden Elemente gehen Hand in Hand – es hat ein Tabubruch stattgefunden, sodass heute eine Distanzlosigkeit herrscht. Neonazis laufen unter dem Mantel "Weg mit Merkel!" Seite an Seite mit bürgerlichen Kleinunternehmern. Außerdem: Die NPD saß bis 2014 im Landtag. Die AfD ist in Sachsen besonders stark, auch liegt Sachsen bei rechtsextremen Gewalttaten immer in der Spitzengruppe. Probleme haben aber alle Bundesländer.

Was ist in Sachsen besonders? Warum erzielen Rechtsextremismus und Rassismus dort scheinbar eine höhere gesellschaftliche Resonanz?

Spezifisch für Sachsen ist, dass das Problem dort bis heute unterschätzt wird. Die aktuellen Äußerungen von Ministerpräsident Kretschmer sind ein Beleg für die Kontinuität der Missachtung, Fehldeutung und Unterschätzung des Rechtsextremismus, die bis in die DDR-Zeiten zurückreicht. Ich wehre mich gegen ein einfaches "Sachsen-Bashing", aber es stimmt: Bestimmte Faktoren begünstigen den Rechtsextremismus in Sachsen. Andere Bundesländer, wie etwa Brandenburg, haben die Problematik viel früher erkannt und staatlich und zivilgesellschaftlich darauf reagiert. Die soziologische Analyse zeigt, dass es in Sachsen Hochburgen des Rechtsextremismus vor allem im ländlichen Raum gibt. Dort herrscht starke soziale Homogenität, wodurch sich völkisches Gedankengut über Jahrzehnte halten konnte. Demokratische Werte sind nicht vollständig angekommen, werden nicht überall gelebt.

Reden Politiker des demokratischen Spektrums in Sachsen das Problem konsequent klein?

Ja! Es gibt eine Tradition der Verharmlosung seitens der rechtskonservativen politischen Mehrheiten im Land. Ohne politischen Rückenwind ist es aber sehr schwierig sich der Problematik zu stellen. Ministerpräsident Kretschmer sprach von "kleineren, überschaubaren Gruppen". Das stimmt vielleicht für die Antriebskräfte und Organisatoren, er unterschätzt aber komplett den Bewegungscharakter dessen, was in Chemnitz gerade passiert ist. Nämlich: Der Anschluss der Rechtsextremen an einen Teil in der Gesellschaft, wo rassistische und antisemitische Einstellungen immer schon gärten. Dieser Teil hat sich politisch formiert, ist wählbar geworden und zeigt sich nun auf der Straße. Die Distanz zu den rechtsextremen Hardcore-Gruppen ist klar verloren gegangen. Diese Bewegung wird bis in die Spitze der sächsischen Landesregierung bis heute negiert. Daraus resultiert eine völlig falsche Lageanalyse der eigenen Situation.

Sie sprechen von einer Tradition der Verharmlosung – wie weit lässt sie sich zurückverfolgen und welche Fehler gab es in der Vergangenheit?

Landesvater Biedenkopf sprach einst von der "Immunität" Sachsens gegenüber Rechtsextremismus. Die rechtsextreme Szenerie konnte sich durch solche Ignoranz und Missdeutung einfacher vernetzen und strukturieren.

Der Rechtsextremismusexperte David Begrich schreibt, dass das Fundament von der Generation Hoyerswerda gelegt wurde. Anfang der 90er kam es in der sächsischen Stadt zu Ausschreitungen und Angriffen auf Flüchtlingsheime und Wohnheime für ausländische Vertragsarbeiter. Ich sehe die Wurzeln aber noch viel früher: Im ländlichen Raum haben wir teilweise eine Tradition von völkischen, anti-demokratischen Einstellungen, die bis in die DDR-Zeiten und noch früher zurückgehen. Sie haben die Wende überlebt und in der Zeit der großen Desintegration und Massenarbeitslosigkeit enorm an Futter gewonnen. Die Generation Hoyerswerda hat durch diese Umbrüche jede Menge Anschub und Organisationkraft gewonnen. Viele aus dem rechtsextremen Spektrum sind in dieser Generation sozialisiert worden und organisieren heute Proteste und Netzwerke.

Welche Rolle spielen Fehleinschätzungen seitens der Behörden?

In Chemnitz haben wir es nun gesehen: Es waren viel zu wenig Polizeikräfte vor Ort. Das hängt unmittelbar mit der Unterschätzung des Rechtsextremismus zusammen. Wenn man davon ausgeht, dass zu einem Aufmarsch 600 Menschen kommen und den Polizisten am Ende 6000 Menschen gegenüberstehen, hat man natürlich ein Problem. Das wünsche ich keinem Polizisten.

Ist es problematisch, dass die mediale Berichterstattung über Rechtsextremismus in Ostdeutschland oft mit Klischees über Plattenbauten, Glatzköpfe und Arbeitslosigkeit operiert?

Das mag so sein, aber alle gesellschaftlichen Akteure haben einen Anteil an dem Problem. Es macht keinen Sinn, mit einem erhobenen Moralfinger daherzukommen - schon gar nicht mit einer West-Ost-Richtung. "Die Medien" existieren nicht: Es gibt ebenso hervorragende Analysen, wie es miserable Berichte gibt. Offensichtlich ist aber ein Verlust an Glaubwürdigkeit gepaart mit einer Qualitätskrise des Lokaljournalismus. Auch die Entstehung paralleler Medienwelten in Form von sozialen Netzwerken spielt eine Rolle. Sie haben Einfluss auf die Willensbildung gewonnen.

Heidenau, Clausnitz, Freital und Chemnitz sind also keine Einzelfälle, sondern ein Phänomen, das unterschätzt wird?

Ja, und wir brauchen dringend einen offenen Diskurs darüber. An einer ehrlichen Debatte müssen sich alle zivilgesellschaftlichen Kräfte beteiligen. Der Verfassungsschutz darf hier kein Deutungsmonopol mehr für sich beanspruchen - zu oft waren die Analysen fehlerhaft und unterkomplex.

Wie soll dieser Diskurs aussehen?

Ein nicht unbeachtlicher Teil der Demonstranten will sich selbst nicht als Rechtsextrem sehen. Es handelt sich um Bürger, die in der Mitte der Gesellschaft zu verorten sind – anders als die Hardcore-Rechtsextremen, haben sie nicht immer öffentlich gehasst. Diese Demonstranten treiben Verlustängste in Bezug auf Heimat, ökonomischem Status und eine bessere Zukunft an. Nicht alle Ängste sind real, aber auch nicht alle völlig unberechtigt. Es ist enorm wichtig, dass wir diese Ängste ernst nehmen und die damit verbundenen Themen viel offener und offensiver diskutieren, damit wir der Desintegration in der Gesellschaft entgegenwirken.

... sonst?

Sonst war das erst der Anfang. Wenn man nicht massiv politisch und gesellschaftlich interveniert, werden sich Radikale auf mehreren Seiten hochschaukeln. Es ist allerhöchste Zeit für Deradikalisierung, ansonsten erleben wir solche Situationen sehr schnell auch an anderen Orten. Zur ehrlichen Debatte muss auch die Diskussion über die Integration von Geflüchteten gehören. Nach Merkels "Wir schaffen das", haben viele eine Antwort darauf, wie wir das schaffen, vermisst. Um die starke Polarisierung der Gesellschaft zu überwinden, sollten wir lösungsorientiert über Fragen wie "Wer darf bleiben?", "Wie finden Flüchtlinge Arbeit?" debattieren. Im anderen Fall überlassen wir das Diskursfeld jenen, die hassen. Viele Menschen trauen sich nicht mehr über Probleme zu reden, weil sie denken, es nütze nur der AfD. An dieser Stelle verlieren wir aber die Kontrolle über den Diskurs und es gibt nur das scheinbar einfache aber gefährliche Lösungsangebot der Rechtsextremisten: "Alle raus!".

Dr. Dierk Borstel ist Professor für praxisorientierte Politikwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund. Forschungsschwerpunkte liegen im Umgang mit Demokratie gefährdenden Strömungen. Besonders in Bezug auf Fragen des Rechtsextremismus verfügt er über langjährige Erfahrung. Borstel ist Vorsitzender des Vereins "Community Coaching – Institut für Demokratieentwicklung".

https://web.de/magazine/politik/gefaehrl...aetzen-33138710 16:48Uhr


Wie ist eigentlich der Blickwinkel vom Rest der Republik auf die Vorfälle?



hoza Offline

Oberst d. Fernschreiber


Beiträge: 2.675

31.08.2018 09:02
#8 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Das ist ja lang und gescheit und alles bekannt. Bei längerem Nachdenken über den Unterschied zwischen Ost und West zum Rechtsextremismus/ Nationalsozialismus fällt mir vor allem einer ein. Der Westen hat 44 Jahre Vorsprung in gelernter und gelebter Demokratie. Der Osten hat diese 44 Jahre im Sozialismus und in staatlichen Strukturen verbracht, die in ihren Wirkungen und Methoden nicht weit weg vom Nationalsozialismus waren. ( nur als Beispiel Gestapo-Stasi).

Pavel Offline

Literaturmajor


Beiträge: 1.501

31.08.2018 12:01
#9 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

"Der Osten hat diese 44 Jahre im Sozialismus und in staatlichen Strukturen verbracht, die in ihren Wirkungen und Methoden nicht weit weg vom Nationalsozialismus waren."

Siegermentalität.

hoza Offline

Oberst d. Fernschreiber


Beiträge: 2.675

31.08.2018 12:29
#10 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Pavel im Beitrag #9
"Der Osten hat diese 44 Jahre im Sozialismus und in staatlichen Strukturen verbracht, die in ihren Wirkungen und Methoden nicht weit weg vom Nationalsozialismus waren."

Siegermentalität.



So war es nicht gemeint, sondern analytisch

Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

31.08.2018 14:34
#11 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Ich lese immer wieder, der Grund für Ausländerfeindlichkeit sei “mangelnde Erfahrung” mit Menschen ausländischer Herkunft. Im Westen haben sich die Einheimischen über viele Jahrzehnte daran gewöhnen können; in der DDR sei das nicht der Fall gewesen.
Ähm ... ja ... aber auch im Westen waren Italiener, Jugoslawen, Türken usw. irgendwann mal neu - hauptsächlich in den 60-er Jahren. Gab es deswegen Hetzjagden auf diese Menschen?

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

Major Heinz Offline

Oberst d. Fernschreiber

Beiträge: 2.057

31.08.2018 15:37
#12 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Naja, in den 60er Jahren hat die BRD aber auch die Gastarbeiter gebraucht, während wir heute 3 Millionen Arbeitslose haben. Ich glaube auch, dass das ein Hauptgrund ist, weshalb im Osten mehr Fremdenfeindlichkeit herrscht. Dort ist die Arbeitslosigkeit meist höher, als im Westen.

Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

31.08.2018 21:13
#13 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von hoza im Beitrag #8
Das ist ja lang und gescheit und alles bekannt. ...
Diese Aussage kannst Du gern für Dich in Anspruch nehmen, aber sie trifft ganz offensichtlich auf die Damen und Herren und Dresden und/oder Berlin nicht zu. Denen fehlt doch, und das haben sie mit der DDR-Partei- und Staatsführung gegen Ende der 80er Jahre gemeinsam, inzwischen völlig der Kontakt zur Basis und sie leben in ihrer eigenen Scheinwelt. Der politische Westimport Kurt Biedenkopf (langjähriger sächs. Ministerpräsident) nahm während seiner Amtszeit für sich in Anspruch, Sachsen sei "immun gegen Rechtsextremismus". Da stellt sich einem doch die Frage, war er wirklich einfach nur beidseitig blauäugig oder war es Methode um von Anfang an die rechtsseitige Blindheit im sächsischen Staatswesen (einschließlich Polizei und Justiz) zu etablieren / salonfähig zu machen.

Zitat von hoza im Beitrag #8
... Der Westen hat 44 Jahre Vorsprung in gelernter und gelebter Demokratie. Der Osten hat diese 44 Jahre im Sozialismus und in staatlichen Strukturen verbracht, die in ihren Wirkungen und Methoden nicht weit weg vom Nationalsozialismus waren. ...
Ich erlaube mir die Verknüpfung zum Nationalsozialismus als falsch zu bezeichnen, weil dieser in erster Linie eine extrem antikommunistische Ideologie ist und damit in völligem Widerspruch zur staatlich verordneten sozialistischen Ideologie steht. Wir können uns gern hinsichtlich der ehemaligen DDR über Scheindemokratie und fortschreitende Anfänge einer Diktatur unterhalten, aber nicht mehr.

Zitat von Rayydar im Beitrag #11
Ich lese immer wieder, der Grund für Ausländerfeindlichkeit sei “mangelnde Erfahrung” mit Menschen ausländischer Herkunft. Im Westen haben sich die Einheimischen über viele Jahrzehnte daran gewöhnen können; in der DDR sei das nicht der Fall gewesen.
Ähm ... ja ... aber auch im Westen waren Italiener, Jugoslawen, Türken usw. irgendwann mal neu - hauptsächlich in den 60-er Jahren. Gab es deswegen Hetzjagden auf diese Menschen?
Menschen mit ausländischer Herkunft hat es in der DDR auch gegeben. In den 70ern hatten wir Polen und Ungarn zu Gast. Den Wohnblock der Ungarn kannte jeder in KMSt als "Paprikaturm" - heute ist es ein Hotel. Später kamen auf Grund zwischenstaatlicher Vereinbarungen auch Vietnamesen, Mosambikaner und Kubaner dazu, die alle in der hiesigen Textilindustrie gearbeitet haben. Soweit ich mich zurück erinnere waren sie nur für ein paar Jahre da und sollten dann mit den hier gemachten Berufserfahrungen in ihre Heimatländer zurückkehren und dort beim Aufbau der Industrie helfen. Für den Aufenthalt in der DDR gab es für die "Gastarbeiter" bestimmte Verhaltensregeln. Wurden diese nicht eingehalten, dann erfolgte eine vorzeitige Rückdelegierung in ihre Heimatländer. Das wollte keiner von denen, denn die DDR war für sie das "Paradies". Da sich jeder an die Regeln hielt gab es auch bei uns keinen Anlass für Hetzjagden und ich würde deshalb unsere früheren Erfahrungen mit ausländischen Bürgern als positiv bezeichnen.
Das Erscheinungsbild der neuerdings zugereisten "Facharbeiter" ist ein anderes. Das kann man ihnen aber nicht zum Vorwurf machen, weil die Ursachen vielfältig und (ganz überwiegend) nicht in diesen Menschen zu suchen sind.



Pavel Offline

Literaturmajor


Beiträge: 1.501

01.09.2018 01:27
#14 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Para, super, differenziert auch noch, Klasse!
Auch hier, ich kann „dir“ zu jedem Beitrag sagen ob Westdeutscher oder Ostdeutscher Autor.
Das an sich sagt alles.

Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

01.09.2018 22:53
#15 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Parabellum im Beitrag #13
Ich erlaube mir die Verknüpfung zum Nationalsozialismus als falsch zu bezeichnen, weil dieser in erster Linie eine extrem antikommunistische Ideologie ist und damit in völligem Widerspruch zur staatlich verordneten sozialistischen Ideologie steht. Wir können uns gern hinsichtlich der ehemaligen DDR über Scheindemokratie und fortschreitende Anfänge einer Diktatur unterhalten, aber nicht mehr.

Auch wenn Pavel mich jetzt als Besserwessi identifiziert: Das ist m.E. falsch. Klar war die Ideologie, eh immer nur das Deckmäntelchen für pures Machtstreben, eine völlig andere. Aber “Wirkungen und Methoden” (Zitat Hoza) waren m.E. ähnlich bis gleich. Wirkung: Einschüchterung, Duckmäusertum. Methoden: Truppenparaden in nahezu unverändert übernommenen Wehrmachtsuniformen und die Stasi, für mich dasselbe wie die Gestapo. 40 Jahre lang “fortschreitende Anfänge einer Diktatur” - das meinst du nicht ernst, oder? Die DDR war von Anfang an eine Diktatur - in einer Demokratie wäre sowas wie der 17. Juni 53 nicht passiert.
Das einzige, was man den DDR-Regimes “zugute” halten muss: Sie führten keine Angriffskriege (hätten es aber 68 gegen die CSSR liebend gern getan) und haben natürlich keinen Holocaust verübt.

Zitat von Parabellum im Beitrag #13
Menschen mit ausländischer Herkunft hat es in der DDR auch gegeben. In den 70ern hatten wir Polen und Ungarn zu Gast. Den Wohnblock der Ungarn kannte jeder in KMSt als "Paprikaturm" - heute ist es ein Hotel. Später kamen auf Grund zwischenstaatlicher Vereinbarungen auch Vietnamesen, Mosambikaner und Kubaner dazu, die alle in der hiesigen Textilindustrie gearbeitet haben. Soweit ich mich zurück erinnere waren sie nur für ein paar Jahre da und sollten dann mit den hier gemachten Berufserfahrungen in ihre Heimatländer zurückkehren und dort beim Aufbau der Industrie helfen. Für den Aufenthalt in der DDR gab es für die "Gastarbeiter" bestimmte Verhaltensregeln. Wurden diese nicht eingehalten, dann erfolgte eine vorzeitige Rückdelegierung in ihre Heimatländer. Das wollte keiner von denen, denn die DDR war für sie das "Paradies". Da sich jeder an die Regeln hielt gab es auch bei uns keinen Anlass für Hetzjagden und ich würde deshalb unsere früheren Erfahrungen mit ausländischen Bürgern als positiv bezeichnen.
Das Erscheinungsbild der neuerdings zugereisten "Facharbeiter" ist ein anderes. Das kann man ihnen aber nicht zum Vorwurf machen, weil die Ursachen vielfältig und (ganz überwiegend) nicht in diesen Menschen zu suchen sind.

Ich hatte bisher immer gelesen, dass die Einheimischen außer am Arbeitsplatz so gut wie nie Kontakt zu den “Gastarbeitern” hatten, die nach Feierabend in speziellen Wohnheimen j.w.d. leben mussten.

“Facharbeiter” in Anführungsstrichen möchte ich hier bitte nicht lesen, denn das ist die Diktion von Rechtsaußen, mit der genau diese Qualifikation in Bausch und Bogen negiert wird. Natürlich sind nicht alle Flüchtlinge Facharbeiter, aber ich habe syrische Tischler, Anstreicher Automechaniker, Lehrer, IT-Experten, Ärzte und Studenten kennengelernt.

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

hoza Offline

Oberst d. Fernschreiber


Beiträge: 2.675

02.09.2018 08:11
#16 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Pavel im Beitrag #14
Para, super, differenziert auch noch, Klasse!
Auch hier, ich kann „dir“ zu jedem Beitrag sagen ob Westdeutscher oder Ostdeutscher Autor.
Das an sich sagt alles.


Nach wieder einmal längerem Nachdenken darüber, ob das stimmt und ob es wichtig ist, komme ich zu dem Ergebnis, dass es für einen Westdeutschen nicht wichtig ist, für einen Ostdeutschen aber wohl schon und das macht mich nachdenklich darüber, wie lange dieser Unterschied wohl noch bleibt?

Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

03.09.2018 09:46
#17 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von hoza im Beitrag #16
Zitat von Pavel im Beitrag #14
Para, super, differenziert auch noch, Klasse!
Auch hier, ich kann „dir“ zu jedem Beitrag sagen ob Westdeutscher oder Ostdeutscher Autor.
Das an sich sagt alles.


Nach wieder einmal längerem Nachdenken darüber, ob das stimmt und ob es wichtig ist, komme ich zu dem Ergebnis, dass es für einen Westdeutschen nicht wichtig ist, für einen Ostdeutschen aber wohl schon und das macht mich nachdenklich darüber, wie lange dieser Unterschied wohl noch bleibt?
, Du legst den Finger in die Wunde. Deshalb bin ich auch nicht glücklich darüber, dass Pavel den Begriff "Siegermentalität" wieder ausgegraben und Ost/West-Herkunft ins Spiel gebracht hat. Aber offensichtlich bleibt es für unsere Generation ein Thema, denn woher beziehst Du und Rayy (und wer auch immer) Euer Bild über die DDR und seine Menschen ...
Zitat von Rayydar im Beitrag #15
...Ich hatte bisher immer gelesen ...
... fein, aber wir waren dabei!

Heute Abend ist wieder Ausnahmezustand - das #WIRSINDMEHR-Konzert steht an. Der Musikexpress stellt die beteiligten Bands vor und hat einen YouTube-Link für den Live-Stream ab 17Uhr.
Der Redakteur des Artikels steht bei mir gleich in der Kritik: "... Bereits am Abend zuvor und nun auch am Donnerstag zogen Neonazis skandierend durch die Straßen von Karl-Marx-Stadt." Das glaube ich einfach nicht! Da hätte die Stasi längst eingegriffen.



Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

03.09.2018 10:51
#18 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Rayydar im Beitrag #15
...Die DDR war von Anfang an eine Diktatur - in einer Demokratie wäre sowas wie der 17. Juni 53 nicht passiert. ...
Das ist für mich auch so ein lieblos hingeworfener Satz. Was wäre nicht passiert? Das es auf Grund von Fehlern der Staatsführung zu Streiks, Demonstrationen und Protesten kam, die mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen verbunden waren? Hat es sowas in Westdeutschland nie gegeben? Die Russen waren als Besatzungsmacht nie zimperlich und die Niederschlagung erfolgte durch die Sowjetarmee. Die DDR-Führung war machtlos gegen das Vorgehen der Besatzungsmacht. Damit war sie nicht allein. Franz Josef Strauß beschrieb das Verhalten der Bundesregierung (zum 17.Juni) in seinen Erinnerungen: „In Bonn gab es keine Möglichkeit zu ernsthaftem Handeln. Es gab Erklärungen, Sympathiekundgebungen, Appelle an die Siegermächte – was sollte die Bundesregierung anderes tun? Damals ist einem die ganze deutsche Ohnmacht wieder bewusst geworden.“



Parabellum Offline

Schreibtischgeneral


Beiträge: 4.820

03.09.2018 16:47
#19 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Rayydar im Beitrag #15
... “Facharbeiter” in Anführungsstrichen möchte ich hier bitte nicht lesen, denn das ist die Diktion von Rechtsaußen, ...

Aha, und was ist mit:
Zitat von Rayydar im Beitrag #1
@Parabellum:
Was’n bei euch los? Ist es wirklich so schlimm mit der SA 2.0 oder wird das wieder nur von der “Lügenpresse” aufgebauscht? ...


Wird hier gerade mal wieder mit zweierlei Maß gemessen?



Rayydar Offline

Generalspammarschall


Beiträge: 11.936

03.09.2018 22:29
#20 RE: Wir schalten live nach Karl Chemnitz-Stadt Antworten

Zitat von Parabellum im Beitrag #19
Zitat von Rayydar im Beitrag #15
... “Facharbeiter” in Anführungsstrichen möchte ich hier bitte nicht lesen, denn das ist die Diktion von Rechtsaußen, ...

Aha, und was ist mit:
Zitat von Rayydar im Beitrag #1
@Parabellum:
Was’n bei euch los? Ist es wirklich so schlimm mit der SA 2.0 oder wird das wieder nur von der “Lügenpresse” aufgebauscht? ...

Wird hier gerade mal wieder mit zweierlei Maß gemessen?

Das kommt darauf an, wie du diese Passage gemeint hast:

Zitat
Da sich jeder an die Regeln hielt gab es auch bei uns keinen Anlass für Hetzjagden und ich würde deshalb unsere früheren Erfahrungen mit ausländischen Bürgern als positiv bezeichnen.
Das Erscheinungsbild der neuerdings zugereisten "Facharbeiter" ist ein anderes.


“Lügenpresse” war offensichtlich ein Zitat, welches ich mir nicht zu eigen mache. Bei deiner Formulierung mit der impliziten Verbindung von ‘negativ’ und “Facharbeiter” bin ich mir nicht sicher.

Zitat
... fein, aber wir waren dabei!


Das bezog sich auf die Feierabendgestaltung der DDR-Gastarbeiter. Du hast also mit Vietnamesen, Mosambikanern und Kubanern abends öfter mal ein Bier getrunken und ihr wohntet teilweise Haus an Haus, so wie in der BRD?

Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich lese was ich schreibe?

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