Zitat von ArteSonntag, 21. November 2010 um 22.35 Uhr Wiederholungen: 27.11.2010 um 16:00 Helden ohne Heimat (Deutschland, 2010, 45mn) MDR Regie: Heike Römer-Menschel
Die langersehnte Rückkehr in die Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg brachte für viele deutsche Soldaten nicht das ersehnte Glück. Die Welt zahlreicher Kriegsheimkehrer und ihrer Familien geriet komplett aus den Fugen. Das Trauma des Krieges, das veränderte Rollenverhältnis und die Entfremdung durch die lange Abwesenheit der Männer haben die Beziehungen in vielen Familien auf eine harte Probe gestellt und erwiesen sich in vielen Fällen sogar als unüberwindbare Hürde.
Als Heinz Höchner 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, ist seine Frau Elisabeth schwanger von einem anderen. Kennengelernt hatten sich die beiden am Rande eines Truppenübungsplatzes und geheiratet, obwohl sie sich kaum kannten - eine typische Kriegshochzeit. Heinz Höchner ist furchtbar enttäuscht und lässt sich wenig später scheiden. Verglichen mit 1939 steigt die Scheidungsrate nach dem Zweiten Weltkrieg auf das Dreifache an. Männer und Frauen haben sich jahrelang nicht gesehen, das klassische Rollenverhältnis ist aus den Fugen geraten. Die Frauen sind es gewohnt, allein zurechtzukommen, das Geld zu verdienen, die Kinder zu erziehen. Die Männer sind körperlich und seelisch zerstört, finden oft keine Arbeit. Die meisten von ihnen haben bis dahin mehr Erwachsenenjahre in Krieg und Gefangenschaft verbracht als im zivilen Leben. Zehn Millionen ehemalige Wehrmachtssoldaten kommen bis 1956 aus der Gefangenschaft zurück. Die ersehnte Heimkehr wird nicht selten zum Fiasko. Wie die Männer in der fremd gewordenen Heimat zurechtkamen, ob und wie sie in Beruf und Familien zurückfanden, ist eine wenig beleuchtete Thematik. Die Rückkehr der Männer in die Gesellschaft ist ein großes europäisches Nachkriegsthema, um das zwischen den Siegermächten bald eine Propagandaschlacht entbrennt. Während man die Heimkehrer im Westen euphorisch begrüßt, steht der Osten vor allem den Spätheimkehrern misstrauisch gegenüber. So spiegelt sich in den persönlichen Geschichten der Heimgekehrten auch die politische Entwicklung im Nachkriegseuropa wider. Die Dokumentation lässt Kriegsheimkehrer, deren Frauen und Kinder zu Wort kommen. Sie erinnern sich an die Monate und Jahre nach dem großen Wiedersehen. Einige von ihnen sprechen zum ersten Mal über teilweise schmerzliche Enttäuschungen und glückliche Fügungen.