Auch wenn die Medien schon seit einer Woche so tun als ob: Genau heute vor 20 Jahren wurde die Mauer geöffnet - das wohl größte Bauwerk der Menschheitsgeschichte, welches ganz aus Versehen errichtet wurde ("Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!").
Was danach kam, weiß wohl jeder (oder auch nicht, siehe O'zapft is'! ). Aber wie ist eure Bilanz der Geschichte? Gibt es die 'Mauer in den Köpfen' immer noch? Spielt es wirklich eine Rolle, in welchem Staat man geboren wurde? Oder ist das eine Frage der Generation, der man angehört?
Ich (* 10. November 1955 tief im Westen) habe es so erlebt:
Es war zunächst mal das schönste Geburtstagsgeschenk meines Lebens! Natürlich habe ich die ganze Nacht vom 9. auf den 10. ferngesehen, und natürlich hatte ich Freudentränen in den Augen.
1. Was mich außer der wiedergewonnenen Freiheit für die (ex-)DDR-Bürger noch freute:
1.1 Anfang der 90er kamen viele hochqualifzierte EDV-KollegInnen aus dem Osten in den Westen. Die hatten zwar merkwürdige Berufsbezeichnungen wie 'Verdiente Traktoristin der Datenverarbeitung' - naja, oder so ähnlich ... Aber sie waren fachlich wie menschlich einfach Klasse! Bloß fehlten sie natürlich in den 'Neuen Ländern'.
1.2 Einkaufen in der Servicewüste Wiesbaden machte auf einmal Spaß! König war nicht mehr der Verkäufer, sondern der Kunde. Ein unfassbares Erlebnis, von 'zugereistem' Personal mit mehr oder weniger sächsischem Dialekt freundlich und beflissen beraten und bedient zu werden!
1.3 Für Helmut Kohls 'blühende Landschaften' habe ich auch gern den 'Soli' in Kauf genommen. Er sollte ja nach ein paar Jahren wieder abgeschafft werden.
2. Und damit sind wir leider schon bei der Kehrseite der Medaille (bitte nicht persönlich nehmen und 'Ossi' / 'Wessi' nur als Abkürzung verstehen!):
2.1 Den 'Soli' gibt es nach 20 Jahren immer noch. Soweit ich das beurteilen kann, ist aber die Infrastruktur in den ehemals neuen Ländern mittlerweile besser als im Westen (Glasfasernetze, Qualität der Straßen und öffentlichen Gebäude). Die Autobahnen im Westen sind zum großen Teil Schlaglochpisten mit Tempo 80 (wie einst in der DDR!). Im Ruhrgebiet bröckeln die Schulgebäude. Aber wenn Minister Ramsauer ankündigt, auch mal wieder im Westen investieren zu wollen, ist das politisch unkorrekt. Hmmm ...
2.2 Das Gejammere der zurückgebliebenen (sic!) Bevölkerung im Osten ging / geht mir auf den Sack! Klar, die Elite ist nach 89 zum großen Teil erfolgreich in den Westen 'ausgewandert' (siehe 1.1, 1.2). Der Umkehrschluss ist zulässig. Was soll dieses Gefasel von 'sozialer Kälte'? Klar ist es ungerecht, dass eine ostdeutsche Friseuse nur 3,80 pro Stunde verdient. Es ist aber genauso ungerecht, wenn ihre westdeutsche Kollegin - bei immer noch höheren Lebenshaltungskosten! - nur 4,80 pro Stunde verdient. Hat also nichts mit kapitalistischer Ausbeutung speziell der ostdeutschen Werktätigen zu tun. Nicht so wichtig, aber auch symptomatisch: "Räbäääh, ich kann kein Englisch; wir hatten Russisch in der Schule!". So what? Kann man nach der Schule nichts mehr lernen?
2.3 Die Behauptung (gerade auch von sich anbiedernden Wessis!), die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen, ist skandalös! Es geht doch nicht darum, ob Scheidungsparagraphen oder Verkehrsregeln in Ordnung waren! Nach der Argumentation dieser Ewiggestrigen war auch das "Dritte Reich" kein Unrechtsstaat, denn Hermann Görings Jagdgesetze waren rechtsstaatlich einwandfrei - und gelten noch heute.
2.4 Man merkte leider auch, ob jemand mal einem Staatsorgan der DDR angehört hatte. Den Pförtner, der mich beim 100. Mal immer noch aussteigen und den Firmenausweis vorzeigen ließ, während seine Wessi-Kollegen mich einfach durchwinkten, brauchte ich nicht wirklich. Insgesamt waren / sind (?) die Ossis wohl obrigkeitshöriger und bürokratischer als die Wessis. Auch in der PG-Szene habe ich diese Erfahrung gemacht. Klar, die Erziehung prägt. Umso phänomenaler, dass im entscheidenden Moment (Montagsdemos usw.) der zivile Ungehorsam durchaus da war. Klasse! Aber bitte, bitte auch im Alltag ...
Wohlgemerkt betreffen die Punkte 2.2 - 2.4 nur die damals, vor 20 Jahren, schon Erwachsenen. Mit denjenigen Ossis, welche die DDR nicht mehr bewusst erlebt haben, habe ich solche Erfahrungen nicht gemacht. Und das ist gut so! Denn es gibt Hoffnung, dass die 'Mauer in den Köpfen' langsam, aber sicher wirklich eingerissen wird wie das 'versehentliche' Bauwerk vom Anfang der Geschichte ...
Geboren '81 kam ich (zumindest in meiner Erinnerung) immerhin in den Genuss eines guten Schulsystems und sozialer Absicherung. Man konnte sogar alleine nachts auf die Straße oder in Park und Wald spielen. Was heute nicht mehr geht. Aber: Dafür sind die Menschen (in Ost und West) selber verantwortlich! Man kann ja auch Werte für sich selbst fordern und fördern. Wo das allerdings nicht gemacht wird, bleibt das menschliche auf der Strecke. Ansonsten kann ich vielleicht nicht so viel beitragen. Der Systemwechsel brachte für mich von obig genannten Dingen abgesehen nur Positives. Allein PC und Internet gäbe es wohl heute nicht! Wie sollte ich mich da mit Leuten aus allen Ecken der Welt austauschen? Ich könnte auch nicht Rechtswissenschaften studieren. Es sei denn ich wäre Kader geworden...
Mal vom Begriff Rechts- und Unrechtsstaat abgesehen. Ein Staat, der auf Menschen schießen lässt, nur weil diese weg wollen, kann kein guter sein. Oder wo das eigene Volk in noch nie gewesenem Maße bespitzelt wurde und sich gegenseitig bespitzelt hat. Also für die Ewiggestrigen: Geht nach Nordkorea oder Kuba. Aber das ist dann wohl auch nicht so das Richtige, wie? Oder kommt nach Brandenburg - dort ist die SED und die Stasi schon wieder an der Macht...
Nebenbei 1/8 (Ost und West) wollen die Mauer wieder! Schockierend ist noch eine Untertreibung.
Clu
p.s. Über dieses eine Ereignis hin nicht die anderen Bedeutungen des heutigen Tages vergessen. Reichskristallnacht und Abdankung des Kaisers machen dieses Datum ebenso zu einem wirklich wichtigen der Geschichte. http://de.wikipedia.org/wiki/9._November
Hi, ich vermute, die Betrachtung der DDR ist eher von der Weltanschauung als vom Geburtsort und -datum abhängig. Kommunisten gab und gibt es hüben wie drüben.
Ich glaube, die Mauer existiert in manchen Situationen noch in den Köpfen. Wenn es um große politische Debatten geht, ist es noch sehr leicht, Ossis gegen Wessis auszuspielen, während es auf persönlicher Ebene meistens keine Probleme gibt. Als ich bei der Bundeswehr war, gab es in meinem Zug (inklusive mir) vielleicht drei oder vier Leute, die westlich der Elbe geboren waren. Dennoch gab es da überhaupt keine Probleme, wo einer her kam. Andererseits sieht man aber in Westdeutschland, daß die Infrastruktur im Osten bedeutend besser ist, während im Westen die Straßen verroten (Rayys Ruhrgebiet-Beispiel kann ich bestätigen). Es ist mir vollkommen klar, daß dies zu Unzufriedenheit führt, insbesondere dann, wenn im Osten die SED sich anschickt, wieder stärkste Kraft zu werden. Die demographische und politische Lage ist für Ostdeutschland eine Bürde. Bei einem Freund von mir steht jetzt die Arbeitsplatzsuche an und er ist prinzipiell auch bereit, in den Osten "rüberzumachen". Aber er sagt auch, daß das ganz klar die allerletzte Option ist, weil er keine Lust hat, in einer national befreiten Zone oder unter SED-Sympathisaten zu wohnen. Bei kumulierten Wahlergebnissen von >30% ist das eine berechtigte Ansicht.
Persönlich rangierte bei mir die Wiedervereinigung auf der Prioritätsliste irgendwo zwischen meinen Spielzeugautos und dem nächsten Schwimmbadbesuch. Das lag nicht an einer besonderen Ignoranz meinerseits, sondern einfach daran, daß ich im Vorschulalter nicht einmal wußte, daß die DDR existierte. Es kam mir nur an einem denkwürdigen Abend 1990 so sonderbar vor, daß meine Mutter hektisch am Videorecorder herumarbeitete.
Als Bilanz sehe ich folgendes: Erstens hat der Zusammenbruch des Ostblocks dazu geführt, daß Westdeutschland sich zunehmend vom Freiheitsdrang entfernt. So ist soziale Sicherheit für Wessis inzwischen wichtiger als Freiheit, was Werten von Umfragen in Ostdeutschland kurz nach der Wende entspricht. Der Grund ist für mich, daß nun die Gefahr fehlt, unter Sowjetherrschaft zu geraten, die täglich abschreckenderweise vor der eigenen Haustür stattfand. Es eben deutlich einfacher, gegen etwas zu sein, als für etwas zu sein. Zweitens hat sich bestätigt, daß Sieg durch Stärke immer wieder funktioniert. Die NATO hat den Sowjets durch die hohen Militärausgaben einfach das wacklige wirtschaftliche Standbein weggetreten. Hierfür gebührt Respekt und Anerkennung insbesondere Ronald Reagan. Ich kann nur empfehlen, sich seine Reden auf YouTube anzuhören, sie sind eine Inspiration für jeden freiheitsliebenden Menschen.
Drittens war die Sowjetunion ein sehr angenehmer Gegner, weil die Regierung in gewisser Weise rational gehandelt hat. Das hat sie berechenbar gemacht und durch die Pattsituation bei den strategischen Waffen war die Welt meiner Meinung nach sicherer als ohne Atomwaffen. Im Vergleich dazu sind die religiösen Fanatiker von heute deutlich unangenehmer, denn wie will man jemandem drohen, den seine eigene Vernichtung nicht schreckt?
Gruß Scipio
"Diejenigen, die ihre Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgeben, werden am Ende keines von beiden haben - und verdienen es auch nicht."
Zitat von Scipiowährend im Westen die Straßen verroten
Schreibfehler oder Absicht? Jedenfalls nicht verkehrt.
Zitat von Scipioin einer national befreiten Zone oder unter SED-Sympathisaten zu wohnen
Das hatte ich bei den 'Nervpunkten' noch vergessen / verdrängt: Natürlich gibt es auch im Westen Neonazis. Aber dass ganze Dörfer von solchen Hirnamputierten terrorisiert und quasi beherrscht werden, das gibt es im Westen nicht. Aber war nicht die DDR eh nur die Fortsetzung des "Dritten Reiches" unter anderer Flagge und mit anderen Parolen? Wo war der grundlegende Unterschied zwischen HJ und FDJ? Worin unterschied sich, bis auf die Helme, die NVA- von der Wehrmachtsuniform? Worin die inszenierten Massenaufmärsche der DDR inkl. Fackelzügen von Reichsparteitagen?
Zitat von ScipioHierfür gebührt Respekt und Anerkennung insbesondere Ronald Reagan.
100% d'accord! Wenn Gorbi, Bush sen. und Kohl die Architekten der Einheit waren, hat Reagan den Grundstein dazu gelegt.
Oberflächlich gelesen scheinen alle obenstehenden Ausführungen geradezu feierlich logisch, -dem Anlass des heutigen Tages würdetragend formuliert, aber ihr habt da einige, na sagen wir mal "Bömbchen" in eure Texte verankert, die dürfen nicht einfach unkommentiert bleiben!
1. Kuba mit Nordkorea auf eine Stufe zu stellen, zeugt von totalem Unverständniss der geschichtlichen und Makroökonomischen Zusammenhänge der Entstehung diese Landes. Dies geht definitiv nicht!
2. Der Osten, bzw. Teile dessen, werden nicht von 30% Sympathisanten der SED bewohnt! War ist, das es 30% (oder auch mehr!) gibt, die mit der zunehmenden Entsolidarisierung der Gesellschaft und der typisch kapitalistischen Auswüchse -na sagen wir mal- völlig unzufrieden sind und ihren Protest in verschiedene Richtungen kanalisieren. Die letzte Bundestagswahl zeigt deutlich, das dies immer mehr in Richtung "die Linke" verläuft und der Rechtsradikale Anteil immer mehr verdrängt wird. Das ist Fakt und eigentlich eine positive(!) Nachricht. Der Anteil der wirklichen SED Sympathisanten wird zunehmend kleiner und wird mehr und mehr von jungen "frischen" Kräften aufgefüllt, die durchaus der intellektuellen Szene angehören und immer mehr realisieren, das die sogenannte "soziale Marktwirtschaft" eher einem brutalen Friedmannschen Monetarismus-Neoliberalismus gerecht wird und genau das hatten sich die ehemaligen DDR Bürger pausenlos in aufdoktrinierten Staatbürgerkundeunterichtsstunden einhämmenr lassen, um jetzt zu realisieren das es GENAU SO zur alltäglichen Realität mutiert.
3. Reagan ist und bleibt der Sargnagel des Ostblockes, das ist richtig, - jedoch zu welchem Preis?! Reagan darf man auch zu Recht als Initiator der Probleme von heute bezeichnen, zumindest war er der erste der Adam smith`s "Wohlstand der Nationen" nicht nur gelesen haben dürfte, sondern auch gnadenlos umgesetzt. Die klare Abkehr von sämtlich noch verbliebenen Keynsianistischen Einflüssen und der vollsten Zuwendung zum entfesselten -schon oben genanten- Monetarismus-Neoliberalismus, gab er der FED (Federal Reserve System) vollste Handlungsfreiheit, was in Konsequenz bedeutete, das nun die Welt völlig ungebremst von immer mehr ungedeckten Dollarnoten überschwemmt und nicht nur der Kommunismus sondern auch sämtliche dritte Welt Länder ökonomisch dem Erdboden gleich gemacht wurden. Und ja, -dem eigenen Land hat er ein bis dahin Rekorddefizit beschehrt, was im Kern schon der Beginn des unaufhörlich sich nach unten drehenden -destruktiven- Wirbels war, der zwangsläufig in die Finanzkrisen 2001 und 2008 mündete.
....und ja, da sind wir auch schon wieder beim zu unrecht gescholtenen Kuba, einem Land, was sich trotz aus Zuckerrohrmonokultur bestehendem wackeligem wirtschaftlichen "Standbein" genau diesem künstlichen destruktiven Wirbel bewusst entzogen hat, das alles mit den bekannten Konsequenzen. Den wer das amerikanischen Liedchen nicht mitpfeift, der bekommt umgehend die volle "Packung" und das -oft- in Vertretung des IWF`s (deren Vorsitzender übrigens auch unser achso smarte Herr Bundespräsidnt Köhler war), oder bei besonders lästigen Kandidaten (wie im Falle Kuba) durch Wirtschaftsblockade. Trotz alledem haben sie es irgendwie geschafft, eines der nachweislich besten Gesundheitssysteme aufzubauen, deren Kapazitäten in aller Welt sehr gefragt sind und neben dem Zuckerrohr und Rum auch größtes Exportgut.
Ok, das war mal meine Sicht der Dinge zu Kuba/Ostdeutschland/Reagen und würde normalerweise Seiten füllen, aber so wird vielleicht ansatzweise klar, das die Medaille IMMER auch zwei Seiten hat.
Bitte lasst uns hier nicht über Kuba diskutieren! Dazu gibt es genügend andere Threads (-> Suche!).
Mit dem 'Kapitalismus' ist es wohl wie mit der Demokratie: Schlecht, aber es gibt nichts besseres - schon gar nicht den Sozialismus. So pleite wie die DDR sind die USA nie gewesen!
wenn du zwei Seiten nennst, musst du auch Argumente pro und contra führen.
Mal vom tollen Kuba abgesehen (warum wollen die eigentlich da weg?), ist eine Verteufelung des IWF ja wohl unkorrekt. Der IWF nimmt, grob gesagt, das Geld der Reichen und gibt es den Armen (das Geld versickert zwar meistens in den Taschen von korrupten 3. Welt-Führern; aber das ist eine andere Geschichte). Vielleicht ist hier ein Wirtschaftler und kann das erklären.
Ansonsten bin ich froh, dass die Mauer weg ist. Und ich werde immer dafür eintreten, dass es so bleibt!
Also der Wirtschaftler hat mich aus der Reserve gelockt.
Der Systemstreit ist wirtschaftlich ganz einfach. Das demokratische liberale System erzeugt nachweislich einen effizienteren Produduktinsapparat und der mehr Güter als andere Systeme insbesondere sozialistische oder kommunistische.
Alles andere ist Verteilungsstreit, ob Rentenhöhe, Löhne, HartzIV-Höhe, Krankenkassenbeiträge, Politikerversorgung, Bankerboni etc.etc.etc. und die Verteilung ist immer ungerecht, weil wir auf Erden und nicht im Himmel leben.
Und da lebe ich lieber in unserem System in dem sich wegen seiner ökonomischen Effizienz auch die HartzIV-Empfänger und nicht nur die Funktionäre locker jeden Tag 3 Bananen leisten können:-).
Zum konkreten Thema Mauerfall:
Der Westen hat einfach seinen effizienten Produktionsapparat ein paar Umdrehungen schneller laufen lassen und damit den Osten locker mit versorgt, der marode und ineffiziente östliche Produktionsapparat war dafür nicht notwendig. Der Aufbau eines effizienten konkurrenzfähigen Produktionsapparates im Osten (und das ist volkswirtschaftlich und gesellschaftlich nicht nur wünschenswert sondern notwendig, denn die Unzufriedenheit im Osten ist hierdurch bedingt, wer ( außer Schmarotzern oder Aussteigern will schon auf Dauer Versorgungsempfänger sein, auch wenn die Versorgung gut ist) dauert nicht 20 Jahre, sondern eher 50 Jahre ( eben weil der westdt. den Osten immer noch mit versorgt).
Ich darf mich vorstellen: Geborener Ossi, im Tal der Ahnungslosen, also Dresden, Jahrgang 1978. Hab also doch noch bißchen was mitbekommen von der DDR, z.B. hab ich mich auch schon brav mit meinen Eltern beim Schlangestehen vorm HO, wo es ca. 2 Mal im Jahr Bananen gab, abgewechselt.
Ich bezieh mich mal auf Rayys Punkte:
1.1 und 1.2: Jaja, insbesondere die Sächsinnen sind doch Spitze nur werden es wie Du geschrieben hast leider immer weniger. 1.1 und 2.1: Der liebe gute Soli. Natürlich muss da jeder halbwegs engagierte Ost-Ministerpräsident danach schreien, aber ich sehs auch so, dass es nun gut sein sollte. Natürlich misst sich die Allgemeinheit (besonders die deutsche) immer am absoluten Besten, aber inzwischen haben sich viele Bereiche schon umgedreht, vor allem im infrastrukturellen Bereich, da stehen wir hier schon vor sehr vielen westlichen Gebieten! Hier besteht inzwischen ein größeres Süd-Nord-Gefälle als in den bekannteren Himmelsrichtungen. 2.2: Absolut Deiner Meinung. Sowas nervt mich auch wahnsinnig. Und man muss sich schon beinahe schämen ob dieses Rumgejammere. Viele, sehr viele haben ob des freien Lebens und Tuns komplett verdrängt, wo man 1990 herkam. Mal abgesehen davon, dass man sich kaum getrauen konnte öffentlich zu jammern. Wenn ich immer höre, ja, wie haben wir damals zusammengehalten und wir mussten uns keine Sorgen machen..... Tja, wenn man nix hat, sucht man sich halt schneller soziale Kontakte als wenn man seinen Besitz selbst genießen möchte. Sorgen um seine zuletzte 1960 sanierte Wohnung mit Ofenheizung, undichte Fenster und Grundnahrungsmittel musste man sich (zumindest zu meiner Zeit) wirklich nicht machen! Aber heute auch nicht! Heute regt man sich auf, wenn man als Arbeitsloser keine Staatsgelder fürs Futter seines Hundes bekommt..... Einzig zu bemängeln habe ich in diesem Zusammenhang den Umgang mit der Beschäftigung. Man sollte wie damals JEDEM eine Arbeit verschaffen anstatt mit Hartz IV usw. um sich zu werfen, das lenkt ab und bewahrt die Allgemeinheit vor alltäglicher Verblödungsbestrahlung via TV! 2.3: Hier gehts, denke ich, um persönliche Befindlichkeiten. Viele fühlen sich persönlich durch die pauschale Anwendung des Begriffs zurückversetzt, sprich dass eigene wirken in diesem Staat war sinnlos, falsch, umsonst... Wenn man klarmacht, das die Mehrheit der Bevölkerung rechtlich korrekt in einem rechtswidrig geführtem Staat lebte, sind alle zufrieden (oder auch nicht...). Die Aufregung von westlicher seite ist abe wirklich nur Anbiederei! 2.2: Obrigkeitshörig? Kann das hier eher nicht bestätigen. Aber gut, man hat halt mehr mit der jüngeren Generation zu tun. Und die rufen fleißig bei jeder Kleinigkeit nach Revolution und sehen Dinge als Selbstversändlichkeit an, wo sich bei mir alles zusammenzieht, siehe mein Hundefutterbeispiel.
Will noch einen Punkt dazufügen, der mir wichtig ist. Meistens, wenns wie dieser Tage um den Mauerfall geht, geht es in der Öffentlichkeit um Berlin. Berlin hier, Berlin da, vielleicht gabs da noch paar Montagsdemos in Leipzig, aber das wars. Wenn man von der DDR spricht, muss man eigentlich von Berlin und dem Speckgürtel (Wandlitz...) von dem Rest der Republik unterscheiden. Denn dazwischen waren die Unterschiede sicher annähern so groß wie dann zwischen Ost- und Westberlin. Was es in der DDR gab, das gabs zuerst und meistens ausschließlich in Berlin, ich erwähne nur KdW! Kann mir vorstellen, dass sich der Sozialismus da ganz gut genießen ließ, während man anderenorts heilfroh war, wenn man im November Kohlen bekommen hat. Nicht umsonst und auch nicht ausschließlich auf mediale Empfangsmöglichkeiten wurde der Begriff Tal der Ahnungslosen geprägt! Kein Berliner hat die Mauer zu Fall gebracht, dass waren Menschen aus ganz anderen Ecken!