Zitat von ArteMittwoch, 17. März 2010 um 22.35 Uhr Wiederholungen: Keine Wiederholungen Samurai in der Dämmerung (Japan, 2002, 129mn) ZDF Regie: Yoji Yamada Kamera: Mutsuo Naganuma Musik: Isao Tomita Schnitt: Iwao Ishii Darsteller: Hiroyuki Sanada (Seibei Iguchi), Mitsuru Fukikoshi (Michinojo Iinuma), Nenji Kobayashi (Chobei Kusaka), Ren Osugi (Toyotaro Koda), Rie Miyazawa (Tomoe Iinuma) Autor: Yoji Yamada, Yoshitaka Asama nach dem Roman von Shuhei Fujisawa Produktion: Shochiku Co. Ltd. Produzent: Hiroshi Fukasawa, Ichiro Yamamoto, Shigehiro Nakagawa
Der Samurai Seibei Iguchi lebt nach dem Tod seiner Frau mit seinen Töchtern in ärmlichen Verhältnissen und schuftet Tag und Nacht, um der Familie ein gesichertes Leben zu ermöglichen. Eines Tages trifft er seine frisch geschiedene Jugendliebe Tomoe wieder, die beginnt, ihn regelmäßig zu besuchen und im Haushalt mitzuhelfen. Das weckt die Eifersucht ihres Ex-Manns, eines Trunkenbolds, und es kommt zum Duell, aus dem Seibei siegreich hervor geht. Nachdem die Kunde von Seibeis bisher verborgener Kampfkunst die Runde gemacht hat, wird er aufgefordert, den abtrünnigen Samurai Yogo zu töten. Nach einem langen philosophischen Gespräch über das nahende Ende der Epoche der Samurai kommt es schließlich zum Duell der beiden ... Japan zur Zeit der Meiji-Restauration, um das Jahr 1868. Seibei Iguchi ist ein Samurai niederen Ranges. Nach dem Tod seiner Frau lebt er mit den beiden kleinen Töchtern Kayano und Ito, die die rückblickende Erzählerin der Geschichte ist, und seiner demenzkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Fast die Hälfte seines Jahreseinkommens wird durch Schulden aufgefressen. Nach seiner Arbeit als Buchhalter der fürstlichen Vorratskammern kehrt er stets sofort zurück nach Hause, um sich bis tief in die Nacht um den Haushalt zu kümmern und zusätzlich etwas Geld zu verdienen. Hinter seinem Rücken lästern die Kollegen über seine ungepflegte Erscheinung und nennen ihn wegen seiner täglichen frühen Heimkehr "Seibei - Mann der Dämmerung". Als der Fürst eines Tages die Vorratslager inspiziert, kommt er in Seibeis Nähe und bemerkt dessen unangenehmen Körpergeruch. Die prompt folgende Maßregelung durch den Lehnsherren bedeutet für die gesamte Familie eine derartige Schande, dass Seibeis gestrenger Onkel ihn daran erinnert, dass ein solcher Vorfall ihn noch vor wenigen Jahren zum rituellen Selbstmord gezwungen hätte. Er gibt ihm den Rat, erneut zu heiraten, damit sich wieder eine Frau um den Haushalt kümmern, waschen und kochen könne. Kurz darauf trifft Seibei seine Jugendliebe Tomoe. Sie hat sich gerade von ihrem prügelnden und trinkenden Ehemann scheiden lassen und lebt wieder bei ihrem Bruder. Sie besucht Seibei nun regelmäßig und beginnt, sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Als Seibei sie eines Tages nach Hause bringen will, treffen sie auf ihren betrunkenen Ex-Mann, der Tomoe gewaltsam wieder zu sich holen will. Bei dem unausweichlichen Duell wird der eifersüchtige Säufer von Seibei mit einem Holzschwert besiegt. Die Kunde von Seibeis bisher verborgener hoher Kampfkunst verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Er wird kurz darauf aufgefordert, den abtrünnigen Samurai Yogo zu töten. Als Seibei an dessen Haus eintrifft, ist dieser betrunken. Yogo sieht das Ende der Samurai-Zeit aufziehen: die Einflüsse aus dem Westen hätten die Welt verändert und Samurai seien Relikte einer vergangenen Epoche. Yogo erzählt von seinem unglücklichen Leben und dem Tod seiner Tochter. Davon gerührt, beginnt auch Seibei zu erzählen. Als seine Frau gestorben sei, hätte er so wenig Geld gehabt, dass er für ihre Beerdigung sogar sein Schwert - der Stolz eines jeden Samurai - versetzen musste. Als Yogo Seibeis Holzschwert sieht, greift er unvermittelt an. Drehbuch nach dem Roman von Shuhei Fujisawa Wie Kurosawas berühmter "Die Sieben Samurai", den ARTE ebenfalls in der Reihe "Japan - Im Reich der Samurai" gezeigt hat, spielt auch Yoji Yamadas Film im Japan der Meiji-Restauration, also um das Jahr 1868. Beide Filme beleuchten auf unterschiedliche Weise diese Zeit, in der sich Japan auf rasante technologische und verwaltungstechnische Weise modernisiert und dem Westen geöffnet hat. Für die Samurai - immer noch bemüht, gemäß dem Bushido-Kodex zu leben - bedeutet das, in einer sich rapide verändernden Gesellschaft in Arbeitslosigkeit und somit Armut abgleiten. Yamada interessiert sich dafür, wie die Menschen mit dieser Umwälzung umgehen und so liegt trotz spektakulärer Kampfszenen der Schwerpunkt des Films auf dem Alltagsleben der Samurai. Altmeister Yoji Yamada ist in Japan durch eine von ihm zwischen 1969 und 1995 geschriebene und größtenteils auch inszenierte Filmserie legendär geworden, die sich um den kleinen, reisenden Geschäftsmann Torasan in Japan dreht. Bei der Produktion von "Samurai in der Dämmerung" mit 73 Jahren konnte er bereits auf über 70 Filme zurückblicken. "Samurai in der Dämmerung" wurde neben seiner Oscarnominierung als bester fremdsprachiger Film 2004 mit nicht weniger als 37 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter zwölf Japanese Academy-Awards, unter anderem in den Kategorien als bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und beste Hauptdarstellerin. Seine gefeierte Europa-Premiere erlebte der Film 2003 im Wettbewerb der Berlinale. "Ein liebevoller Abgesang auf ein japanisches Filmgenre und einen Mythos, der sich mit ruhigen, teils betörend schönen Bildern auf die Personen und ihre Beweggründe einlässt und mit leisem Humor die tragische Geschichte eines friedfertigen Mannes erzählt, der wider besseres Wissen in seinen Traditionen verwurzelt ist." (Film-Dienst)