Zitat von ArteMittwoch, 17. März 2010 um 20.15 Uhr Wiederholungen: 20.03.2010 um 16:15 21.03.2010 um 03:00 Ich war ein Kamikaze (Usa, 2007, 89mn) ARTE F Regie: Linda Hoaglund, Risa Morimoto
Der Dokumentarfilm lässt ehemalige japanische Flugzeugpiloten zu Wort kommen, die im Pazifikkrieg von 1941 bis 1945 ihre Kamikazeangriffe auf amerikanische Stellungen überlebt haben. Ihre Aussagen, ergänzt durch Archivmaterial und Historikerberichte, dokumentieren die Ausbildung junger Männer zu Selbstmordattentätern und den verächtlichen Umgang eines militärisch autoritär geführten Staates mit seinen Soldaten. Selbstmordpiloten verkörpern eine extreme Form von Fanatismus. In Japan werden die Kamikazepiloten, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen, für ihre Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft jedoch weiterhin hoch geachtet. Nur wenigen Menschen außerhalb Japans ist bekannt, dass neben den 4.000 im Einsatz ums Leben gekommenen Piloten Hunderte Kamikazeflieger den Krieg überlebten. Über 60 Jahre nach der japanischen Kapitulation bilden die Aussagen von vier dieser Überlebenden, ergänzt durch Archivbilder und Historikereinschätzungen, einen präzisen Bericht über eine entscheidende Phase des Pazifikkrieges von 1941 bis 1945. Nuancenreich zeichnet der Dokumentarfilm das Schicksal der jungen Piloten bis zum todbringenden Einsatzbefehl nach. Er zeigt, wie der Opferwille der Soldaten durch die massive Expansionspolitik und Militarisierung Japans in den 30er und 40er Jahren konditioniert und durch die brutale Ausbildung forciert wurde. Doch angesichts des Todes Tausender ihrer Kameraden treibt die vier ehemaligen Piloten auch die Frage ihres eigenen Überlebens um. Ihre Berichte, denen Zeugnisse amerikanischer Veteranen gegenüberstehen, die die beiden Kamikazeangriffe auf den Träger USS Drexler am 28. Mai 1945 überlebten, werfen klar die Frage nach der Verantwortung eines kriegführenden Staates gegenüber seinen Soldaten und seinem Volk auf. Die Regisseurin Risa Morimoto wurde in den USA als Tochter japanischer Einwanderer geboren. Als Kindheitstrauma erlebte sie jedes Jahr den 7. Dezember, den Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, an dem sie als japanische Schülerin ihren amerikanischen Klassenkameraden gegenübertreten musste. Erst vor einigen Jahren erfuhr sie, dass ihr Onkel in seiner Jugend eine Kamikazeausbildung absolvierte, dieses Geheimnis aber bis zu seinem Tode gehütet hatte. Um den Werdegang ihres Onkels zu verstehen, suchte Risa Morimoto überlebende Kamikazeflieger auf und protokollierte deren Aussagen. Koautorin und Koproduzentin Linda Hoaglund wurde als Tochter amerikanischer Missionare in Japan geboren und wuchs dort auf. Ihr ist der alljährliche Spießrutenlauf am 6. August, dem Jahrestag des amerikanischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima, in bleibender Erinnerung. Diese doppelte Autorenschaft gibt dem Film Vielschichtigkeit und Tiefe. Risa Morimoto erhielt beim San Francisco International Asian American Film Festival 2008 den Spezialpreis der Jury.