Sehr interessantes Thema. Ich habe irgendwann auch schon das Buch dazu gelesen.
Zitat von ArteMittwoch, 14. Oktober 2009 um 21.00 Uhr Wiederholungen: 17.10.2009 um 15:45 Die Ritchie Boys (Deutschland, 2004, 93mn) BR Regie: Christian Bauer
Sie flohen vor den Nazis und kehrten als US-Soldaten nach Europa zurück. Hier bildeten sie während des Zweiten Weltkriegs eine geheime Einheit der US-Army, die vorwiegend aus jungen Deutschen bestand. Nicht wenige von ihnen waren Juden, die nach ihrer Flucht in Amerika eine neue Heimat gefunden hatten. In Camp Ritchie, Maryland, durchliefen sie ein rigoroses Trainingsprogramm. Die braunen Machthaber hatten sie vertrieben und ihre Familien ermordet. Sie wollten als Sieger in die alte Heimat zurückkehren. Die Überlebenden der Ritchie-Boys-Einheit sind heute weit über 80. Den Krieg haben sie nie vergessen. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer geheimen Einheit der US-Army während des Zweiten Weltkriegs, die vorwiegend aus jungen Deutschen bestand, nicht wenige von ihnen waren Juden, die nach ihrer Flucht vor den Nazis in Amerika eine neue Heimat gefunden hatten. In Camp Ritchie, Maryland, wurden sie einem Trainingsprogramm unterzogen, das sie auf ihren Einsatz in Europa vorbereitete. Zu den Männern, die in Camp Ritchie ausgebildet wurden, gehörten bekannte Persönlichkeiten wie der Bestsellerautor Hans Habe, Thomas Manns Sohn Klaus, der Schriftsteller Stefan Heym, der Prager Regisseur Hanus Burger und David Robert Seymour, Mitbegründer der Fotoagentur Magnum. Als die USA in den Krieg eintraten, wurden die Ritchie Boys, wie sie sich mit Stolz nannten, zu einer entscheidenden Waffe. Niemand kannte den Feind, seine psychologische Befindlichkeit und seine Sprache besser als sie. In Camp Ritchie entwickelten sie die Konzepte der modernen psychologischen Kriegsführung. Ihre Aufgabe: den Gegner auszuforschen, zu verunsichern, zu demoralisieren und zur Kapitulation zu bringen. Vom D-Day am 6. Juni 1944 an in vorderster Front dabei, lieferten die Teams den alliierten Truppen wichtige Informationen und sorgten dafür, dass der Widerstandsgeist des Gegners gebrochen wurde. Sie verhörten systematisch Gefangene und Überläufer, sammelten Informationen über Truppenstärke, Truppenbewegungen und die psychologische Situation des Gegners. Sie entwarfen Flugblätter, die hinter den feindlichen Linien abgeworfen wurden. Sie druckten falsche deutsche Zeitungen und wandten sich in Radiosendungen an die deutsche Bevölkerung. Kreativität und Einsatz der Ritchie Boys verkürzten den Krieg in Europa und retteten vielen Soldaten auf beiden Seiten das Leben. Sie waren aber auch bei der Öffnung der Konzentrationslager dabei und als Experten und Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen. Viele der Ritchie Boys machten nach dem Krieg Karriere in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. "Mit all meinem Können und Wissen stand ich ein für eine gerechte Sache", sagt ein Ritchie Boy bei den Dreharbeiten zu Christian Bauert, "wir waren Kreuzritter, voll der Überzeugung, im Kampf für das Gute gegen das Böse auf der richtigen Seite zu stehen." "Die Ritchie Boys", diese jungen strahlenden Helden, kamen 2005 auf die sogenannte short-list der Oscars, die Vorauswahl der zwölf Kandidaten für den Dokumentarfilmoscar. Regisseur, Autor und Produzent Christian Bauer, Grimme-Preisträger des Jahres 1993, hatte für diesen spannenden Dokumentarfilm mehr als zwei Jahre recherchiert und fast zwei Dutzend Interviews in Deutschland und in den USA geführt. Der Film erhielt viele Preise, unter anderem auf dem Internationalen Film Festival 2005 in Jerusalem den Jerusalem Municipality Prize in der Kategorie Jewish Experience. Völlig unerwartet ist Christian Bauer im vergangenen Sommer, am frühen Montagmorgen des 27. Juli 2009 im Alter von 61 Jahren in München verstorben. Christian Bauer war eigentlich gelernter Gymnasiallehrer. Er studierte in München Amerikanistik und Germanistik. Nebenbei schrieb er Hörspiele für die ARD und Filmkritiken für die Süddeutsche Zeitung. Bereits fest verbeamtet, wagte er den Sprung zum Film. Er gründete zuerst KICK-FILM, später dann TANGRAM. Christian Bauer produzierte seit 1980 als unabhängiger Filmemacher und Produzent ungezählte Fernsehspiele, Serien, Hochglanzdokumentationen und Soaps. Seine Filmographie als Autor umfasst alleine 60 Dokumentarfilme. Seine Serie "Der wahre Kir royal" (1999) war die erste Dokusoap im deutschen und französischen Fernsehen überhaupt. Neben den Ritchie Boys war "Missing Allen" (2001), die Suche nach seinem vermissten - und wie der Film erzählt, ermordeten Kameramann Allen Ross einer seiner weltweit gezeigten und bekannten Filme. Sein letzter Dokumentarfilm für ARTE war "Liebesgrüße nach Moskau - Der große Radiokrieg" (2008). Christian Bauer zählte zu den wichtigsten Dokumentarfilmern in Europa und gehörte zu den besten Produzenten weltweit. Seine Filme und die von ihm entwickelten Formate waren und sind visionär, mitreißend und im besten Sinn wertvoll.