Gestern, also fünf Tage nach aktuellem Kinostart, habe ich mir, völlig allein in einem 400 Platz Kino sitzend, den so hochgepriesenen Film Defiance reingezogen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich an ein so leeres Kino zu gewöhnen, das so leer war, das es noch nicht einmal die so oft zwischen zwei Werbeblöcken störende Eistante für nötig hielt das zu machen was sie immer macht, eben völlig überteuertes Magnum zu verkloppen, wärend man schon längst mit der Freundin im weichen Sitz versinkend, voller Erwartung den kommenden Film anfiebernd.
Nun ging es also los, eben ohne Freundin, den sie hatte besseres zu tun als sich historisch korrekte Filmchen anzusehen, ob nun mit oder ohne Daniel Craig.
Und sie sollte recht behalten, den historisch korrekt über die Bielski Brüder im Jahre `41 zu berichten, wie sie die Wälder im Hinterland der deutschen unaufhörlich vorrückenden Front unsicher machten, wie sie viele hunderten Juden aus den noch jungen Ghettos Polens sicheren Zuschlupf in eiligst errichteten Waldlagern gaben, hat nichts mit Action ala "Wolverine" oder gar "Terminator-Die Erlösung" zu tun, sondern kann, wenn historisch korrekt umgesetzt, durchaus sehr langatmig sein.
Nun ist es durchaus im Sinne der Sache, nicht Actionscenen aufzubauschen, oder gar welche einzubauen wo gar keine stattfanden.
So war es sicher für die betroffenen Action genug, in den polnischen Wäldern im bekanntermaßen berüchtigt arschkalten Winter `41 überhaupt zu überleben, aber für einen 140 Minutenfilm einfach zu mau.
Nun langsam realisierend warum wohl das Kino leer und die Zeit einfach nicht voranschreiten wollend, waren dann doch noch ein paar Ju-87 am Himmel zu sehen und ein durchaus [im Gegensatz zu anderen Amerikanischen Filmen] gut umgesetzter Fanzer IV.
Kurzum, für Geschichtsliebhaber mit deutlichem Interesse in Richtung jüdischer Widerstand, war es ein interessanter Film, den man dennoch auf 100 Minuten hätte kürzen können.
Aber für ein packendes, sprichwörtlich vom Hocker reissendes Kinoerlebniss hat es leider nicht gereicht, daran konnte auch ein trotzalledem grandioser Hauptdarsteller Craig nichts ändern.
Habe ihn auch gestern gesehen. Muss aber ein anderer Film gewesen sein.
Ich fand ihn sehr ansprechend (sicher, ein paar Minuten weniger hätten es auch getan).
Die Geschichte ist interessant, die Charaktere (zumindest die Bielskis) gut gezeichnet und Action gibt's meiner Meinung nach sogar fast zu viel.
Die Klischees wurden soweit möglich zurückgefahren - hatte Schlimmeres erwartet. Und die Juden waren überraschenderweise nicht alles Gutmenschen. Es wurde ein sehr differenziertes Bild gezeichnet.
Fazit: Ich war überrascht. Hatte mit deutlich schlechterem Film gerechnet.