Die Dokumentation von Uli Jürgens erzählt von Österreicherinnen und Österreichern, die während des Zweiten Weltkriegs Jüdinnen und Juden, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vor den Nationalsozialisten retteten. Zeitzeugen berichten, wie Verfolgte vor dem Verhungern gerettet wurden, und die Retter oftmals ihr eigenes Leben in Gefahr brachten.
Stellvertretend für die vielen Helfer werden vier Menschen aus dem ländlichen Raum vorgestellt: die junge Frau, die eine kleine Widerstandsgruppe organisierte, wegen Hochverrats verurteilt wurde und zahlreiche Gefängnisse und Lager überlebte. Die Müllerstochter, die einen Bunker im Wald grub, um dort 23 ungarische jüdische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter zu verstecken. Der stolze Bauer, der der SS Waffen abluchste, um Flüchlinge als Partisanen zu tarnen. Und die ledige Mutter, die für die SS-Soldaten kochte und ihre Gespräche belauschte, um Informationen zum Kriegsverlauf an fünf auf ihrem Dachboden versteckte Juden weiterzugeben.
Die Couragierten:
Anna Strasser (1921-2010) aus St. Valentin in Niederösterreich, half Häftlingen und Zwansarbeitern mit Lebensmitteln und Medikamenten. Im Herbst 1944 wurde sie von der Gestapo wegen Hochverrats verhaftet, sie überlebte zahlreiche Gefängnisse und Lager. In einem 1982 verfassten "Tatsachenbericht" schrieb sie ihre Erinnerungen nieder. Seit 1999 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt St. Valentin, 2010 wurde ein Platz am Gelände des ehemaligen Nibelungen-Werks nach Anna Strasser benannt. Sie ist in der Dokumentation auf einer Tonbandaufnahme zu hören.
Anna Rohrhofer, geboren 1927 in St. Peter in der Au, Niederösterreich, grub im April 1945 gemeinsam mit ihrer Schwester einen Bunker im Wald und rettete 23 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, die der elterlichen Mühle seit Sommer 1944 zugeteilt waren, das Leben. Für ihren Mut wurde Anna Rohrhofer viele Jahre später in Ungarn geehrt. Sie ist heute 90 Jahre als, erfreut sich guter Gesundheit und erzählt in diesem Film ihre Geschichte.
Franz Lederer, geboren 1935 in Gschmaier in der Steiermark, ist der Sohn des Lederer-Bauern, der fünf Juden aufnahm, die einem Todesmarsch entkommen konnten. Als sich SS-Männer am Hof der Lederers einquartieren wollten, wurden die jüdischen Zwangsarbeiter im Dachstuhl einer Kapelle versteckt. Als die Russen anrückten, ergaunerte sich der Lederer-Bauer Waffen und gab die Männer als Partisanen aus.
Anton Posch, geboren 1937 in Gschmaier in der Steiermark, erinnert sich lebhaft an die Ereignisse der letzten Kriegswochen: seine Mutter Josefa versteckte fünf Juden am Dachboden. Sie kochte für SS-Soldaten, zweigte etwas von den Mahlzeiten ab und informierte die Flüchtigen über die Kriegsgeschehnisse. 2011 wurden Josefa Posch und ihr Vater Rupert posthum als "Gerechte unter den Völkern" geehrt, eine Straße in der nahegelegenen Stadt Gleisdorf ist nach Josefa Posch benannt.
Regisseurin Uli Jürgens zum Thema:
Die Themen Widerstand und Zivilcourage im Zweiten Weltkrieg sind in Österreich meiner Meinung nach noch nicht ausreichend erforscht und bearbeitet worden. Oft standen diese Geschichten im Schatten des Holocaust, wurden selbst von den Betroffenen als "nicht so wichtig" eingestuft, das, man habe "getan, was getan werden musste". Eltern erzählten ihren Kindern nicht, dass im eigenen Haus Verfolgte versteckt wurden, auch heutzutage sprechen die, die sich noch an die ausgezehrten und halb verhungerten Menschen erinnern, von denen manchen die Flucht gelang, nur zögerlich über diese Zeit. In dieser Fernsehdokumentation stelle ich Menschen vor, die bisher nicht im Scheinwerferlicht standen, Bäuerinnen und Bauern, kleine Angestellte, Menschen vom Land. Dort, wo jeder jeden kennt, wo es vielleicht noch schwieriger war, etwas im Geheimen zu tun als in der Anonymität der Großstadt.