Zitat von ArteDienstag, 26. Juni 2012 um 20.15 Uhr
Wiederholungen: Keine Wiederholungen Philippe Pétain (Frankreich, 2010, 105mn) ARTE F Regie: Bertrand de Solliers, Paule Muxel
Er war Marschall Frankreichs, Held des Ersten Weltkriegs und Staatschef des mit den Nazis kollaborierenden Vichy-Regimes. Das gegen ihn verhängte Todesurteil wurde in lebenslange Verbannung umgewandelt. Und so starb Philippe Pétain 1951 auf der Île d'Yeu. Dort ist er auch begraben. Die filmische Biografie von Paule Muxel und Bertrand de Solliers beruht auf neueren Forschungen französischer Historiker.
Philippe Pétain galt nach dem Ersten Weltkrieg als "Sieger von Verdun" und "Retter der Nation". Als Chef des mit den Nazis kollaborierenden Vichy-Regimes ging er in die Geschichte ein. Der politische Werdegang dieses Mannes erschließt sich nur, wenn er in seiner Gesamtheit betrachtet und in den gesamteuropäischen Zusammenhang gestellt wird. Warum identifizierten sich die Franzosen mit Pétain, der zwar ein begabter Militärstratege, aber ein glanzloser Politiker war? Wie leitete Pétain das Vichy-Regime, das auf einem heiklen Gleichgewicht zwischen Druck von außen und Zustimmung von innen beruhte? Vor 1939 gab es auch anderswo in Europa reaktionäre Anführer, die an der Spitze von pro-nazistischen Regimes standen. So sollte auch Philippe Pétains Werdegang nicht nur aus der Sicht Frankreichs, sondern vor dem Hintergrund der Ereignisse in ganz Europa gesehen werden.
Die filmische Biografie, an deren Buch der französische Historiker Professor Henry Rousso mitwirkte, befragt bedeutende Spezialisten der Epoche, darunter die Professoren Robert O. Paxton von der Columbia-University in New York, Denis Peschanski und Stéphane Audoin-Rouzeau, die gemeinsam wichtige Publikationen veröffentlichten, Zeev Sternhell, Inhaber der Léon-Blum-Professur an der Hebrew-University in Jerusalem, und den emeritierten Pariser Historiker Marc Ferro.